Ueli Seiler-Hugova.

Diese Seite dient als Sammlung von Information über den Stifter Ueli Seiler-Hugova der zusammen mit seinem Bruder Michel Seiler 1982 die Stiftung Seiler gründete.

Leben und Werk

Familie

Politik

Öffentliche Auftritte

Bücher

Leben und Werk.

Ueli Seiler-Hugova ist am 19. April 1942 in Kleindietwil, Kanton Bern, Schweiz geboren. Sein Taufname ist Ulrich Seiler. Der Name Ulrich wird im Berndeutschen Ueli genannt. Der Zusatzname Hugova ist der ledige Name seiner zweiten Frau.

Ueli ist Reform-Pädagoge. Er leitete während 34 Jahren (1972 – 2006) die anthroposophischen Bildungsstätte Schlössli Ins. Seine Eltern, Robert und Ruth Seiler, Äetti und Müeti genannt, waren die Gründer dieser Institution. Ueli war bildungspolitisch tätig. Er lancierte im Kanton Bern 1980 eine Volksinitiative für freie Schulwahl, die einen Bildungsgutschein für die obligatorische Schulzeit forderte. Später war er massgeblich beteiligt an der Gründung und Führung einer Grünen Partei (Freie Liste) im Kanton Bern. Von 1994 bis 2000 war er Gastprofessor für Pädagogik an der lettischen Universität in Riga. Seit 2002 ist er Dozent an der Fachhochschule für künstlerische Sozialtherapie in Prag. Er ist Autor von Fachbüchern über Farben, Integrale Sternenkunde, Wärmepädagogik und über den Gralsmythos Parzival.

Kindheit und Jugend

Kleindietwil, wo Ueli geboren wurde und seine ersten Jahre verbrachte, liegt in der Nähe von Langenthal. Seine Grossmutter war Hebamme. Seine Mutter brachte im Elternhaus des Vaters Zwillinge zur Welt. Uelis Zwillingsbruder Hans starb aber wenige Tage nach der Geburt. Im Jahr darauf kam bereits die Schwester Katharina zur Welt. In den Kriegsjahren arbeiteten seine Eltern in einer Gärtnerei. Sie lernten sich in der kommunistischen Bewegung kennen, die vor allem antifaschistisch agierte.

Im Hause Seilers verkehrten viele Flüchtlinge aus Deutschland. Nach dem Krieg distanzierten sich die Eltern von der kommunistischen Ideologie. Der Vater übernahm eine staatliche Gesamtschule im Berner-Oberland in Reust. Dort gingen Ueli und seine Schwester in der Unterstufe zum Vater in die Schule. Diese naturhafte Umgebung mit tiefen Wildbächen und hohen Bergen prägte die frühe Kindheit. In Reust kamen 1949 und 1950 noch die Brüder Michel und Beat zur Welt.
1953 gründeten die Eltern die anthroposophische Heimschule Schlössli Ins. Ueli Seiler-Hugova besuchte mit seiner Schwester die Rudolf Steiner Schule in Bern.

Ueli verband sich schon früh mit der Initiative seiner Eltern und hatte schon als Kind das Ziel, einmal das Werk seiner Eltern fortzuführen. Er besuchte nach der obligatorischen Schulzeit das staatlich anerkannte Evangelische Lehrerseminar Muristalden und bildete sich zum Primarlehrer aus. Darauf folgend übernahm er, wie schon sein Vater, eine Gesamtschule (1.-9. Klasse) am Brienzersee in Ebligen.

Bildung

Primarlehrerausbildung in Bern, Studium am Sekundarlehramt der Universität Bern. Heimleiterausbildung am Institut für Psychologie in Zürich, verschiedenste Weiterbildungen für Waldorfpädagogik in Stuttgart und Dornach. Ueli Seiler-Hugova hat sich weiter hauptsächlich autodidaktisch gebildet. Er hat sich z.B. Goethes Farbenlehre angeeignet, die Integrale Sternenkunde, die Bewusstseinsstufen Jean Gebsers, die Kunst- und Kulturgeschichte, das Werk Parzival (Wolfram von Eschenbach Willehalm) und die Sinneslehre von Rudolf Steiner und Hugo Kükelhaus u.v.m.

Ueli Seiler-Hugova beschäftigte sich schon früh mit dem Werk Rudolf Steiners (1861 -1925).  Mit 18-jährig las er die Philosophie der Freiheit und später vor allem die pädagogischen Schriften und Vorträge. Es beeindruckte ihn auch das Werk Erich Fromms (1900 – 1980). Die wichtigsten Bücher waren für Ueli Furcht vor der Freiheit, Kunst des Liebens und Haben oder Sein. Jean Gebser (1905 – 1973) war ein weiterer wichtiger Autor. Vor allem „Ursprung und Gegenwart“ wurde häufig zitiert in Uelis Veröffentlichungen. Durch die Farbenlehre J. W. Goethes (1749 – 1832) bildete er sich eine wichtige Grundlage für seine eigene Farbenlehre. Johann Heinrich Pestalozzis (1746 – 1827) Ideen der Menschenbildung wiederspiegeln sich überall in Uelis Veröffentlichungen. Die wichtigsten Impulse erhielt Ueli später aus der pädagogischen Praxis selbst. Er veranstaltete jeden Sommer pädagogische Tagungen mit namhaften Pädagog*innen. Die selber gehaltenen Vorträge und Kurse im In- und Ausland, nicht zuletzt die Gastprofessur in Riga, forderten ihn fortwährend heraus, neue Erkenntnisse zu erarbeiten.

Schlössli Ins

Als 21-jähriger (1963) trat er in die Institution seiner Eltern ein. Das Schlössli war zu dieser Zeit 10-jährig. Es hatte zur Aufgabe, Kinder und Jugendliche zu beherbergen und zu schulen, die aus vielerlei Gründen nicht mehr zuhause oder in einer Schule sein konnten. Schon die Eltern vom Schlössli-Gründer Aetti waren Verdingkinder gewesen und öffneten später das eigene kleine Heim für Kinder, die kein richtiges Zuhause hatten oder in der staatlichen Schule versagten. Dieses Schulinternat Schlössli Ins, das dann bis zu über hundert Kinder und Jugendliche und ebenso viele MitarbeiterInnen zählte, entwickelte sich mit den Jahren zu einem pädagogischen Ort mit überregionaler Ausstrahlung und wurde von Interessierten aus dem In- und Ausland häufig besucht.
Zusammen mit Aetti gründete Ueli 1963 das Freie heimpädagogische Seminar Schlössli Ins, ein dreijähriges Erzieher/innen-Seminar. Ueli übernimmt die Leitung. 1972 übernimmt Ueli die Leitung der ganzen Institution Schlössli. Er versucht die Bildungsstätte in sozialen Bereichen weiter zu entwickeln. Ende der Achzigerjahre erfährt das Schlössli eine tiefe Krise erfährt. Überarbeitete Konzepte lassen das Schlössli 1990 wieder aufblühen und Ueli Seiler-Hugova leitet es als Heimschule erfolgreich und mit fester Hand bis 2006.

Familie.

Die Eltern von Ueli Seiler-Hugova sind ein wichtiger Bezugspunkt. Die Mutter, Ruth Seiler-Schwab (Müeti), (*1918) stammt aus einer armen Bauernfamilie aus Kerzers. Schon früh interessierte sie sich für soziale und politische Fragen. In ihrer Gärtnerinnenlehre bekam sie Kontakt zu jungen Jüdinnen, die Deutschland verlassen mussten. In der antifaschistischen Bewegung fand sie ihren Mann Robert Hermann Seiler (*1917). Im Hause Seilers fanden unzählige Flüchtlinge während des 2. Weltkriegs Aufenthalt.

Die Schwester Katharina Tarelli lernte Eurythmie in Wien, half immer wieder im Schlössli Ins mit, heiratete einen italienischen Diplomaten und war mit ihm z.B. in Stuttgart, Montevideo, Buenos Aires, China, Mazedonien und in Kolumbien, wo sie heute wohnen.

Der Bruder Michel Seiler lernte Bauschreiner, liess sich auf einen Bauernhof (Stärenegg) in Trubschachen im Kanton Bern nieder, wurde Heimleiter. Er vermittelt schwierigste Kinder und Jugendliche auch im Ausland an einzelbetreute Plätze. Mit seiner Initiative hat er grossen Erfolg bei staatlichen Institutionen. Michel war auch immer politisch tätig. Seine Initiative „Hundert Tausend Franken sind genug“ wurde schweizweit bekannt. Er war als Grüner Gemeindepräsident im Bauerndorf Trubschachen und ist heute Grossrat im kantonalbernischen Parlament aktiv.

Der Bruder Beat ist 1960 siebenjährig gestorben.

Ueli heiratete 1968 Christa Schumacher, Eurythmistin, mit der er 21 Jahre verheiratet war. Sie war in verschiedensten Bereichen im Schlössli Ins tätig. Sie ist bis heute Textilkünstlerin, Eurythmistin und Kursleiterin für philosophische Fragen. Aus dieser Ehe sind 4 Kinder gekommen: Manda (*1969), Radwina (*1970), Alhaga (*1972), Gawan (*1974).

Ueli heiratete 1994 die Tschechin und Heilpädagogin Kamila Hugova. Kamila lernte später die „Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman“ und hat heute eine kleine Praxis in Ins. Zusammen haben sie drei Kinder: Julian (*1995), Manuel (*1996) und Alma (*2001).

Politische Aktivität.

“1950, ich war gerade acht Jahre jung, sprach man von Stalins Tod. Auch, dass er vielleicht schon lange tot sei und man nichts habe verlauten lassen. Oder, dass er vielleicht doch noch nicht gestorben sei und man das die Welt glauben lassen wolle. Das verwirrte mich und ich empfand Politik als etwas undurchschaubares. So oder so, man kaufte sich einen Notvorrat Zucker.”

1956 kam es zum Aufstand in Ungarn-Aufstand. Ueli war vierzehn Jahre alt. Er und die Mitschüler/innen nahmen in Bern an den großen Demonstrationen teil und sammelten auf der Straße Geld für die ungarischen Flüchtlinge.

Als Achtklässler wurde Ueli mit dem Leben Mahatma Gandhis vertraut. Mit dessen kompromisslosem und gewaltlosem politischen Kampf. Gandhi hat mit seiner Satiagraha gezeigt, dass die Respektierung verschiedener ethnischen Gruppen durch Meditation möglich werden kann. Im Lehrerseminar Muristalden bekam Ueli den Übernamen „Mahat“, weil er stets auf Gandhi verwies. Als 18-jähriger war Ueli im Berner Jugendparlament aktiv und setzte sich in einer Interpellation für die Erhaltung einer Täuferschule im Berner-Jura ein. In der gleichen Zeit las er die „Philosophie der Freiheit“ von Rudolf Steiner. Er fand in ihr den ethischen und anarchischen Individualismus, der sein politisches Handeln nachhaltig prägte.
An seinem 24. Geburtstag (1966) veröffentlichte er sein pädagogisches Manifest. Darin forderte er, dass sich jeder Lehrer in seiner Schulstube – ob staatliche oder private Schule – als autonom erklärt und das tut, was er von sich aus tun muss, um den SchülerInnen gerecht zu werden. 1968 demonstrierten er und viele andere an großen Demonstrationen für den Pragerfrühling. Der Kommunismus mit menschlichem Angesicht, oder der Dritte Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus begeisterte ihn. Der Kommunismus musste als menschenverachtendes staatliches Konstrukt abdanken.

1980 lancierte er mit einem überparteilichen Komitee die „Volksinitiative für freie Schulwahl“ im Kanton Bern. Im Initiativtext forderte er, dass Eltern, die ihre Kinder in den ersten neun Schuljahren an eine nichtstaatliche Schule geben, ein Anrecht auf eine Rückerstattung ihrer Kosten vom Staat bekommen, bis zu dem Betrag, was durchschnittlich eine Staatsschule kostet. 1983 kam die Volksinitiative zur Abstimmung in Kanton Bern. Rund 25’000 Stimmen (ein Viertel) konnten für das Anliegen gewonnen werden. Diese Volksinitiative wollte die Schulwahlfreiheit der Eltern einführen. Damals wie heute misstraut man Eltern, die diese Aufgabe selbständig erfüllen wollen. Der Papa Staat glaubt am besten zu wissen, was eine richtige Schule ist. Die Mündigkeit der Gesellschaft wird nach wie vor von der Omnipotenz des Staates und der Ego-Ökonomie verhindert.

1983 beteiligte sich Ueli auf der Nationalratsliste „Freie Liste“ im Kanton Bern. Sie konnten die oppositionelle, ehemalige FDP-Politikerin Leni Robert in die große, nationale Kammer wählen. Jetzt galt es von Oben nach Unten diese grüne und liberale Partei aufzubauen. Er hat selbst als Vizepräsident jahrelang geholfen diese Partei zu entwickeln, die dann sogar vier Jahre lang zwei Regierungsräte im Kanton Bern stellten. Der Slogan der Bewegung  hieß: “Wir stehen weder rechts noch links, wir gehen.“ 1987 wurde das von Jugendlichen gebaute Hüttendorf Zaffaraya von der Polizei geräumt. Vorgängig die Jugendunruhen und Hausbesetzungen in Zürich, Basel und Bern. Immer wieder stand Ueli mit seinen eigenen Kindern, jetzt schon junge Erwachsene, an Demonstrationen im Tränengas.

Am schweizerischen Nationalfeiertag am 1. August 1988 hielt er in Seedorf die 1. August-Rede. Die Medien berichteten am nächsten Tag: „Es war die einzige Rede, die zu reden gab“. Unter anderem berichtete am 4. August das „Bieler Tagblatt“ darüber. Später durfte Ueli eine August-Rede in Burgdorf halten. Ueli Seiler-Hugova war Erstunterzeichner der Eidgenössischen Initiative zur Abschaffung der Schweizer Armee. Womit er nun auch politisch verfolgt wurden. (Es wurde von ihm eine Akte angelegt.)

Mit dem Arzt Peter Zuber aus Ostermundigen und Anderen, gründete er in den 80igern die Initiative AAA (Aktion abgewiesener Asylanten). Ziel war das Kirchenasyl. Kirchgemeinden der ganzen Schweiz versteckten nun vor der Ausschaffung bedrohte Flüchtlinge. Im Jura, bei der Täuferfamilie Burkhalter wurde die Familie des afrikanischen Theologen und Philosophen Mathieu Musey beherbergt. Nach zehn Monaten, am 11. Januar 1988, wurde ihr Versteck verraten und die Familie Musey mit Armee-Helikopter verhaftet und anschließend mit einem Privatjet nach Zaire in das Reich des Diktators Mobudu ausgeschafft. Die ganze Schweiz empörte sich. Die Schweizer Illustrierte schrieb in der Folgewoche, die BZ am 7. Juni 1988, die WoZ am 22. Dezember 1988, die St. Galler Nachrichten am 3. Januar 1989, der Sonntags Blick am 26. Februar 1989 und Der Bund am 15. März 1989. Viele Persönlichkeiten protestierten. Ueli Seilers Protest war die Abgabe des Militärdienstbüchleins an den damaligen Bundesrat Koller und den Entschluss hinfort jeglichen Militärdienst zu verweigern. So wurde er am 14. April 1989 in Olten von einem Militärgericht zu 20 Tagen Gefängnis verurteilt (Die Tagwacht berichtete am 12. und Der Bund am 15. April 1989.) In seinem Plädoyer deckte Ueli die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Staat und Militär auf. (Veröffentlicht in der Berner Tagwacht am 18. April 1989.) Es wurde klar dass Mathieu Musey, der in der ausländischen Schattenregierung von Mobudus Diktatur Erziehungsminister war,  aus wirtschaftlichen Gründen geopfert werden musste. Mobudu verlangte seine Ausschaffung, wenn die Schweizerwirtschaft in Zaire Geld verdienen wollte. 1989 verbrachte Ueli also drei Wochen wegen Militärdienstverweigerung im Gefängnis. Dies war der vorläufige Endpunkt einer langen politischen Entwicklung.

Als Vizepräsident der Freien Liste schaute er weiter, dass die Partei die Abschaffungsinitiative den Abstimmenden zur Annahme empfahlen. (Der Bund berichtet am 21. April 1989.) In den 90igern war Ueli Mitglied der europäischen Bildungsinitiative „Europäisches Forum für Freiheit in der Erziehung“ (EFFE). Dort versammelten sich Bildungsreformer verschiedener Herkunft: Waldorf, Montessori, Freinet, Jena Plan usw. Auch aus den osteuropäischen Staaten kamen Interessierte. Diese Aufbruchstimmung nach dem Mauerfall war beeindruckend. Bald wurde Ueli in die baltischen Staaten eingeladen und wurde Gastprofessor für Pädagogik an der lettischen Universität in Riga.

Öffentliche Auftritte.

Vorträge, Vorlesungen (Auswahl)

Publikationen (Auswahl)

Ausstellungen

Ueli Seiler-Hugova ist auch an internationalen Ausstellungen mit pädagogischen Installationen im Sinne der Erfahrungsfelder von Hugo Kückelhaus und Rudolf Steiner (Zwölfsinneslehre) beteiligt, unter anderem am Play in Prag (2011) und am Sinnesrausch in Linz (2012), die von über 100 000 Personen besucht werden. Ueli installiert goethische Farbphänomene wie Prismafarben, Kückelhaus-Räder, farbige Schatten und Regenbogeninstrumente.

Im Rosenhofpark des Schlössli Ins selber findet man diverse Kunstwerke von Ueli.

Bücher.

Die Bücher können über das Email ueli.seiler(ät)schloessli-ins.ch bestellt werden. Zu den Buchpreisen kommen noch Versandkosten.

Bücherliste mit Beschreibung (PDF)