13 – 21. April. Kamila und Ueli in Bad Füssing und in Tschechien.
4 Mai: Troxlertagung im Schlössli, im Fenissaal im Lilienhof: Die schweizerische Troxlergesellschaft hält dieses Jahr ihre Jahresversammlung bei uns. Ihr Präsident Herbert Holliger war einmal Klassenlehrer im Schlössli.
17 Mai: Lis Kocher, Uelis Cousine, Kunstmalerin in Magglingen und gleich alt wie Ueli, besucht das Schlössli.
29 Mai – 2. Juni: Die 9. Klasse der Waldorfschule aus Pardubice (Tschechien) mit ihren Leitern Milan und Daniel sind wieder im Schlössli und arbeiten im Park und erstellen einen Fussweg zwischen den zwei Lithopunkturstelen auf dem Jodel.
7. Juni: Das Centre Albert Anker in Ins wurde eröffnet. Ein Meilenstein in der Bewusstseinsbildung für den Maler Alber Anker. Albert Anker ist in der Kunstwelt immer noch zu wenig gewürdigt worden. Man hat ihn zu stark als konservativer Künstler beurteilt. Dabei sind seine Kinderporträt, aber auch von Erwachsenen, das vielleicht Beste in der Kunstwelt. Seine Bilder haben den Charme einer Dorfwelt. Die Menschen hat er so gemalt wie sie sind. Immer nimmt man den seelische Ausdruckwahr, zwar verhalten, aber tief eindrücklich.
Nun haben wir im Ankerhaus in Ins ein kleines, aber feines Museum. Höchst didaktisch und informativ. Die weltoffene Persönlichkeit Ankers wird eindrücklich sichtbar. Im Nebengebäude kann man die lichtvollen Aquarelle sehen, die man so kaum kannte.
Am 8. Juni konnte Ueli im ehemaligen Atelier von Ernst Müller in paar Stunden der Mythos Parzival darstellen.
9 Juni: Erinnerungsfeier für Lothar Reubke im Speisehaus in Dornach, ehemaliger Priester der Christengemeinschaft und Musiker. Ueli hat ihn achtzehnjährig in Stuttgart als Chorleiter getroffen und viel später mit Kamila zusammen in Finnland.
14 Juni: Kamila und Ueli besuchen am 14. Juni in Dotzigen bei Tom und Nell in ihrem wunderbaren Ausstellungsraum die farbenfrohen Bilder von Christine Lara Burri aus Evilar. Diese Freude am Gestalten der Farben und Formen, auch plastisch, ist hervorragend. Auch das verschiedenste Herangehen der Gestaltung ist eindrücklich.
16 Juni: Kamila und ich besuchen in Basel Mysteriendramen von Rudolf Steiner. Einige Stunden sassen wir in der Scala Basel und liessen uns beeindrucken von der Laiengruppe, die in sorgfältiger Sprache, mit grossem Ernst und Engagement die Welt der theosophischen Zusammenhänge darstellten Der Mensch zwischen Luzifer und Ahriman ging einem dramatisch unter die Haut.
Vom 17. bis 22. Juni waren die tschechischen Landwirtschafts-Lehrlinge bei uns im Schlössli. Es waren vor allem Frauen. Wir zeigten ihnen das Schlössli und das Jodelland und ich zeigte ihnen die Zusammenhänge zwischen Heinrich Pestalozzi und Rudolf Steiner in Bezug auf die Ethik, wie sie Pestalozzi in seinem Grundwerk und Steiner in seiner Philosophie der Freiheit dargestellt hatten. – Die nächsten Tage waren sie, wie jedes Jahr im Wallis und besuchten einen Gletscher, der jedes Jahr eindrücklich zurück geht. Dann waren sie in Montesion bei Neuchatel, in Kerzers bei den Biobauern, fuhren nach Dornach und zuletzt nach Rheinau auf das grosse Biozentrum und sprachen mit dem Gründer Martin Ott. Diese Gruppe wird geführt von Jiri, der in Tschechien seit Jahren Ausbildungen für biodynamische Landwirtschaft organisiert. Iri war vor mehr als fünfzehn Jahren Student bei mir in Prag an der Akademie.
21 Juni: Kamila und Ueli sind an der Diplomierung in der ZHdK in Zürich. Kunststudent*innen des Tanzes, der Schauspieler*innen, der Filmschule mit Ausbildung an der Kamera und Regie, wurden namentlich diplomiert. Mir gefiel, wie einzelne ProfessorInnen die Absolvent*innen individuell künstlerisch beurteilten. Wir waren schon vorher in Zürich, wo die Filmschule ihre Filme präsentierte. Unser zweitältester Sohn, Manuel, bekam das Bachelor-Diplom für seinen tschechischen Film, den er mit seinem Grossvater Bobek gedreht hatte.
Am 22. Juni ist das Sommerfest vom Campus Ins Neuland. Viele Besucher*innen bestaunten die Aussengestaltung des Bärwolfhauses. Sie wollen nach den Sommerferien mit einer Gesamtschulklasse beginnen, und auch für Homeschooler*innen die Schule öffnen. Das Fest bot ein wunderbares Puppentheater an, Kinderschminken, Bogenschiessen, bei Corneli Malen, bei Lukas Schmieden, bei Mathias Löten. Das Fest gelang, weil der Regen genau bei Beginn des Festes aufhörte.
Am Abend waren Kamila und ich noch bei Radwina in ihrem Haus auf dem Lindenhubel in Kerzers. Sie hatte dort eine Party mit Jazz-Band. Dort traf ich viele Seminarkolleg*innen von Radwina. Der Leiter der Jazzschule Bern übermittelte mir noch einen Zeitungsartikel und Fernseh-Beitrag über die Geschichte in den siebziger Jahren mit dem Mobudu-Kritiker Musey aus Afrika, der mit seiner Familie gewaltsam ausgeschafft wurde. In dieser westschweizerischen Reportage kann man auch mich sehen, wie ich gegen Museys Ausschaffung protestiere, in dem ich das Militärdientbüchlein dem Militär-Bundesrat schickte und hinfort jeglichen Militärdienst verweigere. Das hatte dann zur Folge, dass ich in Olten vor Militärgericht zur Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Dort habe ich unter der Rubrik „Letztes Wort“ des Angeklagten eine Stunde lang die politische korrupte Beziehung zwischen dem Diktator Mobutu und der Schweizer-Regierung dokumentiert.
Am 23. Juni fuhren Kamila und ich das erste Mal in das Centre Dürrenmatt in Neuchatel. Das von Botta gebaute Museum zeigt vor allem seine Bilderwelt, aber man kann auch digital sein Leben verfolgen, seine Werke erahnen, seine Wirkung in der Welt bewundern. Ich selbst war in den sechziger Jahre in diesem Haus bei Dürrenmatt und trank Bordeau-Wein.
24 Juni: Heute ist Johanni. Vier Tage nach dem längsten Tag. Wie auch bei Michaeli, Weihnachten und Ostern kommt der Feiertag immer nach dem astronomischen Zeitpunkt. Die Stimmung an Johanni ist beeindruckend und vor allem auch dieses Jahr. Die Pflanzen sind nach dem vielen Regen hochgeschossen. Ungeheuer, wie diese Saugkraft der Pflanzen Hektoliterweise Wasser emporzieht und den Pflanzen hilft zu wachsen. Es ist eben nicht die Schwerkraft, die hier wirkt, sondern die Leichtkraft. Hier ist nicht das Erdinnere die Orientierung, sondern der Kosmos. Pflanzen leben neben ihrer physischen Existenz im Lebendigen, Ätherischen. Diese Lebenskraft beeindruckt. Auch wir Menschen sind vor allem Menschen in unserer Senkrechte. Das Senkrechte hat etwas Moralisches. Der aufrechte Gang ist menschlich. – Jedem der vier Jahresfeste ist ein Erzengel zugeordnet: Michaeli Michael, Weihnachten Gabriel, Ostern Raphael, Johanni Uriel. Uriel ist der strengste der Engel: Er fordert, dass die Fehler gerichtet werden.
4 Juli: Elisabeth und Matthias Müller bei Ueli und Kamila zu Besuch.
8 Juli: Kamila und Ueli sind auf Karlstein in Tschechien. Dort haben sie genau vor 30 Jahren geheiratet. Dann besuchten sie die alternative Waldorfschule in Karlstein. Diese kleine Schule baut mit ihren Schüler*innen zusammen, wie seinerseits im Schlössli, die Schulgebäude selbst. Dann fuhren sie noch mit Jirka in der Nähe in seinen biodynamischen Hof in einem Tal: Hühner in einem Wald, Kühe auf dem Feld, Schafe, Gemüseanbau. Gemüsekisten werden nach Prag gebracht, um sie dort den Interessenten zu übergeben.
6 August: Einladung für die Geschäftsleitung der Stiftung Seiler von Tom, unserem Buchhalter und Administrator der in sein Haus über dem Murtensee. Wir feierten seine 10 Jahre Arbeit in unserer Stiftung. Tom ist ein Glücksfall für die Stiftung: Dadurch konnten wir die Stiftung Seiler nach und nach zu einer funktionierenden Institution ausbauen. Das Haus der Familie von Tom ist wunderbar in der Natur gelegen. Wir wurden wunderbar bewirtet. Ein wunderbarer Abend.
19 – 21. August: Ueli an der Zusammenkunft auf dem Herzberg (Aarau) im Gedenken an Arthur Hermes, einem legendären biodynamischen Bauern und Schamanen. Wir besuchten zuletzt noch sein ehemaliger Hof in Consice am Neuenburgersee. Arhur Hermes gab auch Kurse im Schlössli, sein Sohn arbeitete als Schreiner im Schlössli, z. B. Im Ausbau des Battenhofes. Auf der Tagung war auch Wolf Diether Storl, dem bekannten Ethnologe, der ein Buch über Hermes geschrieben hat.
21 August: Ueli an der Jahresversammlung des Vereins „Ins Kino“. Erstaunlich die grosse Freiwilligenarbeit in diesem Verein. Faszinierende Filme von Jungfilmer über eine Geschichte, gespielt einem der Schlösslihäusern, über Ins und die Tierwelt in Witzwil.
22 August: Uelis dritte Berndeutschbuch „ Lebenslabyrinth“ ist heraus gekommen.
31 August: Ueli an der Ausstellung in Vinelz mit Bildern von Ernst Müller und Fotos von Heiner Stucki.
5 September: Ausserordentliche Stiftungsratssitzung der Stiftung Seiler: Es wurden neue Statuten, vor Allem für die Organisation der Geschäftsleitung der Stiftung, genehmigt. Es wurde zur Kenntnis genommen, dass die Fusion der Stiftung für Heimpädagogik mit der Stiftung Seiler rechtlich vollzogen wurde.
7 September: Bei schönstem Herbstwetter fand dieses Jahr das Schlösslifest statt: Beginn im Gewölbe mit Gesang und Bärwolfgeschichte, von Helen erzählt. Neu war am Eingang der Arena die Bar für Getränke, von Mitarbeitenden der Stiftung betrieben. Hier ergaben sich viele Gespräche und Informationsaustausch. Dann waren die gut besuchten Clown- und Akrobatik-Darbietungen. Im Tippi erzählte Dorothea für die Kinder Geschichten. Kinder wurden geschminkt Dann gab es Tanz mit engagierten Musikern. Am Abend spielte eine rassige Band. Dazu gab es Pizza, eine Tafel voll mitgebrachten Speisen, Crepes von Inslot und Kaffee und Kuchen von Insich. Das Fest wurde gut besucht, Auch von vielen neuen Gesichtern. Ein gelungenes Fest, organisiert von Julian.
25 September: Kamila und Ueli an der Abdankung des Pioniers für Pflanzenzüchtung Ilmar Randuja, der neuundneunzigjährig im Rütihubelbad gestorben ist.
26 September: Besuch von Christine und Konrad Burri. Wir zeigte ihnen das Schlössliareal.
28 September: Besuch der Führung von Gusi Pollak von Bern nach Neuenburg per Zug mit Einführung in das Werk von Friedrich Dürenmatt und anschliessend Besuch in das Centre Dürrenmatt. Eine gelungene Performance.